LiFE für Wissenschaftler:innen

Wissenschaftlicher Überblick zu LiFE

LiFE steht für Lifestyle-integrated Functional Exercise. Übersetzt bedeutet LiFE Lebensstil-integrierte Funktionelle ÜbungEn. LiFE unterstützt ältere Menschen nachweislich dabei, im Alter aktiv zu bleiben und Stürze zu reduzieren. LiFE wurde in den vergangenen Jahren in einer Reihe von wissenschaftlichen Studien im Hinblick auf die Durchführbarkeit und die Effektivität in verschiedenen Zielgruppen und Settings untersucht. Die aktuellste wissenschaftliche Übersichtsarbeit (Jansen et al., 2021) fasst die Studienergebnisse zum LiFE Programm bis zum Jahre 2021 zusammen.

Übersichtsarbeit zum LiFE-Programm

LiFE Übersichtspaper

LiFE funktioniert anders

Das Forschungsprojekt LiFE-is-LiFE

LiFE wurde bislang im Rahmen von Forschungsprojekten vor allem in Australien, den USA und Kanada eingesetzt. Da das Programm sich dort zur Steigerung der funktionellen Leistungsfähigkeit und zur Verbesserung der Lebensqualität älterer Menschen als sehr effektiv erwiesen hat, wollen wir es jetzt mit interessierten Wissenschaftlern in Deutschland einführen. Im Rahmen unseres BMBF Verbundprojektes „LiFE-is-LiFE“, haben wir ein standardisiertes, manualisiertes LiFE-Gruppenprogramm auf Basis internationaler Leitlinien entwickelt (Kramer et al., 2019). Zentral bei der Konzeptentwicklung des Gruppen-LiFE Programms (gLiFE) war die Frage, wie sich das auf ein Einzeltraining ausgelegte Programm in einer Gruppe vermitteln lässt. Basierend auf internationalen Vorarbeiten zum gruppenbasierten LiFE-Training, wurde das Forschungsprojekt „LiFE-is-LiFE“ ins Leben gerufen.

Ziel dieses vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts (Fördernummern: 01GL1705A-D) ist es, LiFE möglichst vielen älteren Menschen in Deutschland zugänglich zu machen. Hierfür werden hauptsächlich zwei Vermittlungswege von LiFE im Hinblick auf Effektivität und Kosten miteinander verglichen: Das ursprüngliche, individuell über Hausbesuche vermittelte LiFE-Programm (iLiFE) und das neu entwickelte Gruppen-LiFE-Programm (gLiFE), in welchem 8-12 Teilnehmer:innen das Programm gemeinsam in einer Gruppe erlernen.

LiFE zur Aktivitätsförderung

Das Programm zielt darauf ab, den Lebensstil so zu verändern, dass während der Ausführung wiederkehrender, täglicher Aktivitäten Kraft und Gleichgewicht effektiv trainiert werden. Der Kern des LiFE-Programms ist der Aufbau neuer, aktiverer Verhaltensmuster. Bis diese zur Gewohnheit werden, bedarf es Planung und vor allem stetige Übung.

Wenn die LiFE-Alltagsübungen aber erst einmal zur Gewohnheit geworden sind und man gar nicht mehr über deren Ausführung nachdenken muss, ist die langfristige Aufrechterhaltung mit hoher Wahrscheinlichkeit gewährleistet. Schaffen wir es, einen aktiven Lebensstil im Sinne des LiFE Programms in unserem Autopiloten systematisch zu integrieren, können Kraft und Gleichgewicht im Alltag trainiert und die körperliche Funktionsfähigkeit ganz nebenbei aufrechterhalten werden.

Hochwertige wissenschaftliche Studien zeigen, dass Teilnehmer*innen des LiFE Programmes ihre körperliche Aktivität in den Monaten nach der Interventionsphase wesentlich steigern. So zeigt die Studie von Clemson et al. (2012) das Studienteilnehmer 6 Monate nach Trainingsbeginn ihre körperliche Aktivität verdoppelten. Nach weiteren 6 Monaten wurden die Aktivität um weitere 50% gesteigert. Die positiven Ergebnisse zur Aktivitätsförderung von LiFE konnten in aktuellen Studien unserer Arbeitsgruppe bestätigt werden (Jansen et al., 2021).

LiFE zur sicheren Mobilität

Für den Muskelaufbau nutzt das LiFE Programm vorwiegend das eigene Körpergewicht und Alltagsgegenstände. Eine verbesserte Kraft in den Fußgelenken, Oberschenkeln und Hüften führt dazu, dass alltägliche Aktivitäten wie Gehen, Treppensteigen oder von einem Stuhl aufstehen leichter fallen. Um im Gleichgewicht zu bleiben, wenn wir uns bewegen, muss das Gehirn gleichzeitig zahlreiche Informationen von Muskeln, Gelenken und Sinnesorganen verarbeiten.

Über eine Teilnahme am LiFE Programm kann die Sturzrate im Zeitraum von 12 Monaten deutlich reduziert werden. Die Studie von Clemson et al. konnte eine Sturzreduktion von 31% nachweisen, welche damit höher ausfiel, als beim klassischen strukturierten Training. Die positiven Ergebnisse zur Sturzreduktion von LiFE konnten in aktuellen Studien unserer Arbeitsgruppe bestätigt werden (Jansen et al., 2021).

iLiFE

iLiFE, also das individuelle LiFE-Programm, ermöglicht eine persönliche Betreuung der Senior:innen von professionelle Trainer:innen, welche durch regelmäßige Hausbesuche und Telefonate die Senior:innen in ihrem Trainingsprozess individuell begleiten. Bei zuhause lebenden, sturzgefährdeten Menschen, die 70 Jahre und älter sind, zeigt eine wissenschaftliche Studie im British Medical Journal (Clemson et al., 2012), dass über sieben Hausbesuche bei welchen LiFE vermittelt wird, Stürze deutlich reduziert und die körperliche Aktivität wesentlich gesteigert werden können. Zudem bleiben im Verlauf eines Jahres mehr Personen „am Ball“, sprich führen das Programm regelmäßig durch, im Vergleich zu Trainingsformen die nicht in den Lebensstil integriert sind.

gLiFE

gLiFE ist die Gruppen-Variante des LiFE Programmes und wurde zur kostengünstigen Implementierung entwickelt. Im Rahmen einer umfangreichen wissenschaftlichen Studie wurde das individuell über Hausbesuche vermittelte iLiFE Programm mit dem gLiFE Programm verglichen.

Die Studienergebnisse zeigen, dass Teilnehmer:innen, welche das gLiFE Programm absolvierten (7 Einheiten) ihre körperliche Aktivität nach 6 Monaten (+38%) und 12 Monaten (+32%) deutlich und signifikant steigerten. Nach der Intervention steigerte sich die körperliche Aktivität um 1886 Schritte/Tag (6-Monats-Assessment) und dieser Effekt blieb auch nach 12 Monaten weitgehend erhalten (+1583 Schritte/Tag). Die Gruppen-LiFE Teilnehmer:innen überschritten damit die für die Gesundheit wichtige Schwelle von 6000 Schritten/Tag. Die Aktivitätssteigerung der gLiFE Teilnehmer:innen war signifikant höher als die der Teilnehmer:innen des iLiFE Programmes, welches im Rahmen von Hausbesuchen vermittelt wurde (6-Monats-Assessment: +1028 Schritte/Tag; 12-Monats-Assessment: +930 Schritte/Tag).  

Neben der Steigerung der körperlichen Aktivität, konnte das Sturzaufkommen der Gruppen-LiFE Teilnehmer:innen im Verlauf der Intervention sowohl nach 6 Monaten (-34%) als auch nach 12 Monaten (-56%) deutlich reduziert werden.

Die Kosten pro Gruppen-LiFE Teilnehmer:innen (230€) waren unter Studienbedingungen um 34% niedriger als die Kosten pro Original-LiFE Teilnehmer/in (350€). Die Kostenersparnis ist auf reduzierte Personalkosten für das LiFE-Gruppenprogramm (günstigeres Trainer-Teilnehmer/innen Verhältnis) im Vergleich zum Original-LiFE Programm zurückzuführen (1-1 Betreuung). Eine Simulation der Kosten unter realen Bedingungen (Integration ins Gesundheitssystem) zeigt eine noch höhere Kostenersparnis (-61%) für das Gruppen-LiFE Programm (121€) im Vergleich zum Original-LiFE Programm (332€).  Der höhere Nutzen der Gruppen-LiFE Programm bei zugleich erheblich niedrigeren Implementierungskosten verdeutlichen das hohe Potential der Gruppen-LiFE Intervention für die Gesundheitsversorgung. Über die angestrebte Online-Intervention im Rahmen eines IF-Projektes sollen die Kosten für die Implementierung weiter reduziert werden (Fahrtkosten für Trainer:innen und Teilnehmer:innen entfallen). 

Risiken der Intervention: Im Rahmen der LiFE-is-LiFE Studie kam es bei 309 Teilnehmern:innen im Verlauf eines Jahres zu keinen schwerwiegenden interventionsassoziierten Zwischenfällen oder Verletzungen. 

wLiFE

wLiFE ist die Variante des LiFE Programmes für den Arbeitsplatz und wurde für ältere Arbeitnehmende (ab 55 Jahren) entwickelt. Der weltweite Anstieg der älteren Arbeitnehmenden erfordert zielgruppenspezifische Ansätze zur Gesundheitsförderung, um dem funktionellen Abbau frühzeitig präventiv entgegenzuwirken.

Im Rahmen einer Pilotstudie wurde das wLiFE Programm hinsichtlich (1) Durchführbarkeit pilotiert und die (2) Auswirkungen auf Gleichgewicht, Kraft und körperliche Aktivität gemessen. (1) In einer Prä-Post-Studie (n=15) mit 4-wöchiger Personal Trainer Intervention wurden die Adhärenz und die individuelle tägliche Übungsdokumentation für die Durchführbarkeit erhoben. (2) Die Auswirkungen auf Gleichgewicht (12-Level Balance Scale, 12-LBS; Community Balance Mobility Scale, CBM), Kraft (adaptierter 60sec Chair-Test basierend auf 5 Times Chair Rise Test) und körperliche Aktivität (MoviSens) wurden gemessen. Die körperliche Aktivität wurde für sieben Tage vor und nach der Intervention gemessen. 

Die Studienergebnisse zeigen, dass die Arbeitnehmenden 100% Adhärenz während der Personal Trainer-Sitzungen zeigen und durchschnittlich 9 (7-12) von maximal 12 Übungen implementiert haben und diese an ca. 5 (4-7) Tagen pro Woche übten. Das Gleichgewicht, die Kraft und die körperliche Aktivität verbesserten sich nach 4 Wochen Training mit mittleren Effekten. 

(1) Die Pilotierung zeigte hinsichtlich der Anzahl der implementierten Übungen, die hohe Übungsausführung und der hohen Adhärenz eine gute Durchführbarkeit des Programms im Arbeitsalltag. (2) Die gemessenen Verbesserungen im Bereich Gleichgewicht, Kraft und körperliche Aktivität sind vielversprechend; müssen jedoch in einer randomisierten kontrollierten Studie mit einer größeren Stichprobe überprüft werden.

 

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Veröffentlichungen

Nachfolgend finden Sie all unsere wissenschaftliche Publikationen, Konferenzbeiträge, Buchbeiträge, andere wissenschaftliche oder sonstige veröffentliche Beiträge. Viel Spaß beim Stöbern!

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